Projektpartner_innen gesucht

Ich hatte mir eigentlich vorgenommen neben Arbeit, Familie, Zocken und Ehrenamt auch noch Zeit zu finden um eigene Projekte voranzutreiben. Das hat in letzter Zeit leider nicht mehr so gut geklappt. Das hat sicherlich vielfältige Gründe. Teil der Ursache ist wohl aber, dass ich mich verzettelt habe und aber auch, dass ich in all dem Kram, den ich so auf dem Schirm hatte, immer mehr oder weniger als Einzelkämpfer unterwegs war.

Aus diesem Grund habe ich mir vorgenommen mir für die nächsten Monate ein einzelnes Projekt aus dem ganzen Strauß von angefangenem Zeugs raus zu picken und das dann wirklich effektiv voranzutreiben und womöglich sogar zu einem Ende zu führen. Da ich gerade selber nicht wirklich eine Priorität habe, aber durchaus den dringenden Wunsch nach Zusammenarbeit, würde ich mich bei der Wahl des Projektes also signifikant an euch orientieren. Zusammen inspiriert und motiviert es sich einfach besser. Mein eigenes Zeitbudget, dass ich da einbringen könnte beläuft sich so auf ca. 4-6h die Woche, zwischendurch auch mal mehr.

Wenn jemand eines der Projekte hier unten so interessant findet, dass er_sie mit mir zusammen einen Teil seiner_ihrer Freizeit rein stecken mag, meldet euch! Eine wichtige Bedingung für mich wäre aber bei allem, dass ihr keine finanziellen Erwartungen mit dieser Zusammenarbeit verknüpft. Es soll schließlich nicht in Arbeit ausarten. Umgekehrt muss das aber auch nicht ausschließen, dass es auch irgendwann mal finanziellen Benefit gibt, aber die Commons gehen vor. Selbstverständlich geht es auch nicht darum, dass ihr nur mein Projekt mit umsetzen sollt, sondern dass wir gemeinsam Ideen entwickeln und umsetzen. Sieht man dann ja, obs passt.

So jetzt aber endlich zu den einzelnen möglichen Projekten.

Bereich Spieleprogrammierung

Ich hab eine lange Karriere als (mehr oder weniger „gescheiterter“) Spieleautor und -Programmierer hinter mir und hab jahrelang als Softwareentwickler (sowohl für Geld als auch in meiner Freizeit) gearbeitet. In den letzten Jahren ist beides etwas eingeschlafen, aber da gibt es durchaus noch einige Fäden, die ich gerne wieder aufnehmen würde. Bedingung für alles ist, dass der entstehende Code zu 100% FLOSS wird. Als da wären:

  1. Eine neue Version von Aymargeddon (ein altes massiv-multiplayer-browser-strategisches-Verhandlungsspiel von mir) nach dem Stand der Technik, also z.B. als plattformübergreifende, mobiltaugliche HTML5-Anwendung. Es gibt da wohl auch interessante Frameworks, die einem das erleichtern (Bin da aber noch ganz am Anfang der Recherche). Leider kenne ich mich selbst überhaupt nicht aus mit diesem modernen Schnickschnack. Ich kann zwar Perl und C++, aber Javascript und HTML5 ist für mich Neuland. Das bedeutet also, dass es da erst eine lange gemeinsame Lernphase gäbe oder jemand eher den Programmierpart übernimmt und ich mich um den Rest (Regeldesign, Koordinierung, Grafiker_innensuche, Testspieler_innensuche, …) kümmer. Möglicherweise könnte man den serverseitigen Code zumindest zum Teil weiterverwenden (der ist in Perl und da könnte ich auch ohne große Einarbeitung dran weiter arbeiten).
  2. Ähnliches gilt für zwei neue Spielentwürfe, die noch ganz ohne jede Umsetzung sind. Beide wären vom Konzept her neuartige location-based-mobile-games. Das eine wäre mittel- und das andere eher sehr aufwändig. Wenn jemand da grundsätzliches Interesse dran hätte, würde ich ihm_ihr die Konzepte zuschicken. Aber im Detail führt das jetzt hier zu weit.

Bereich Politik und Wissenschaft

Ich bin seit Jahren u.a. im Keimformblog als Autor von politisch-philosophischen Texten unterwegs. Auch das ist in letzter Zeit etwas eingeschlafen. Offene Enden, die ich da gerne mit euch zusammen wieder aufnehmen würde:

  1. Ausarbeitung eines grundsätzlichen politisch-programmatischen Textes rund um Kommunismus und Commons Based Peer Production. Ich hab da schon ein paar Seiten geschrieben, aber mir fehlt der Austausch um das voranzubringen. Der momentane Text hat sehr starken Manifestcharakter, aber ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob das das richtige Format ist. Manifeste sind irgendwie ein bisschen out auch wenn ich ein bisschen Pathos manchmal gar nicht so schlecht finde. Den Anfang des bisherigen Textes gibts hier. Bei Interesse mehr.
  2. Ich hab vor Jahren mal ein „Forschungsprojekt“ rund um den Themenkomplex lange Wellen, Moores Law, Singularität und Informationsgesellschaft angefangen. Da sind für mich immer noch sehr viele Fragen offen und irgendwie bearbeitet das niemand sonst in der Weise, wie mir das vorschwebt (auch innerhalb der Keimform-Crew nicht). Auch hier fände ich es super, wenn man da was gemeinsam machen könnte. Hier meine bisherigen Texte zum Thema:
    http://keimform.de/2008/thesen-zum-informationskapitalismus-2/
    http://keimform.de/2008/die-lange-welle-bricht/
    http://keimform.de/2008/open-source-biotech/
    http://keimform.de/2008/moores-law-und-die-vermessung-der-masslosigkeit/
    http://keimform.de/2008/long-cycles-zwischenstand/
    http://www.opentheory.org/infokapitalismus/text.phtml
    http://aymargeddon.de/laboratorium/index.php/Benutzer:Benni/Konspekt_Goldstein_1988

Sonstiges

Ich würde mich gerne auch mal als Belletristikautor versuchen. Leider ist das ja meistens immer eine sehr einzelkämpferische Sache, aber das muss ja nicht so sein.

Am liebsten würde ich das Fantasy-Genre etwas aufmischen. Leider gibt es da immer noch sehr viel strukturell reaktionäres Zeugs. Ich bin aber andererseits ein großer Fan von Fantasyrollenspielen und deswegen ärgert mich das und ich glaube das muss auch nicht so bleiben.

Bedingung hier wäre aber schon, dass die Geschichten in einer Welt spielen, die ich mit meiner Rollenspielrunde gerade beschreibe (Mitglieder dieser Runde sind leider von der Teilnahme ausgeschlossen, sonst würde ich denen zu viel verraten müssen). Wenn ihr da Interesse habt, würde ich euch den bisherigen Stand der Weltbeschreibung und eine erste Geschichte zuschicken. Ich kann mir da auch ganz unterschiedliche Arten der Zusammenarbeit vorstellen. Eine_r macht den Plot, eine_r schreibt eher, oder man schreibt zusammen, z.B. nach handelnden Charakteren aufgeteilt oder auch direkt als gemeinsamer Text z.B. per Etherpad. Auch in der Textsorte, die man sich als Ziel aussucht kann ich mir viel vorstellen, von Blog bis Roman.

Unabhängig von diesem Projekt wäre ich natürlich auch daran interessiert, wenn jemand diese Welt mit seinen eigenen Rollenspielrunden bevölkern und gemeinsam mit mir weiter ausarbeiten möchte.


Das Ende von Post und Neo?

Der Neoliberalismus wird ja schon allerorten zu Grabe getragen. Jetzt soll auch die Postmoderne gleich mit sterben gehen. Sagen zumindestens diejenigen, die sie scheinbar nie verstanden haben (auch wenn ich mich natürlich dem Wunsch anschließe anstatt immer neue Säue durchs akademische Dorf zu jagen mal auf die richtige Saujagd zu gehen).

Na, mir solls recht sein. Komisch, dass bei diesem oberflächlichen Postmodernenbashing immer nur von Lyotard, Derrida und Baudrillard aber nie von Foucault und Deleuze die Rede ist. Vielleicht trennt sich ja dann endlich mal die Spreu vom Weizen anstatt immer alles in einen Topf zu rühren.

Ist das jetzt also das Ende der Vorsilbenzeit? Wir werden wohl eher noch eine Weile mit dem Post-Neoliberalismus und der Neo-Postmoderne leben müssen. Zumindestens so lange bis endlich was wird aus dem Proto-Kommunismus.


Lenin im Spiegel

Mein Nachbar hatte einen Spiegel doppelt und da ich ja gerade mit großem Erkenntnisgewinn Bini Adamsczaks Buch über die Niederlage des Kommunismus in Gestalt des Leninismus und Stalinismus in Russland gelesen hatte und auf dem Titelbild ein großer Lenin prangte, musste ich dann doch mal reingucken. Diese völlig unterschiedlichen Weltsichten sind schon interessant. Beim Spiegel gehts nicht um den Kommunismus sondern nur darum wie und warum ausgerechnet der Erzfeind der Kommunisten, Kaiser Wilhelm, die Oktoberrevolution zum Teil finanziert und ermöglicht hat. Bei Adamsczak geht es darum, warum das Ausbleiben der Revolution in Deutschland für Lenin ein Problem war und im Spiegel darum, warum gerade dieses sie überhaupt erst ermöglicht. Lustig.

Noch lustiger fand ich dann die nur nebenbei vermerkte Anekdote, dass Lenin noch Anfang 1917 davon ausgegangen war, dass seine Generation die Revolution nicht mehr erleben wird. Auf eine Art hat er Recht gehabt…